Wochenausblick: Gewitterwarnung

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4. August 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Bewegungen an den Börsen dies- und jenseits des Atlantiks sprechen eine eindeutige Sprache. Nach zum Teil enttäuschenden Unternehmenszahlen büßte der DAX auf Wochensicht über 4,5 Prozent ein. Seit Jahresbeginn betrachtet sind deutsche Aktien damit im Minus. Auch der Dow Jones Industrial verlor im Vergleich zur Vorwoche 2,75 Prozent.

In den kommenden Tagen besteht kaum Hoffnung auf Besserung, wie Werner Bader von der LBBW meint. „Die Stimmung ist angeknackst, der Appetit auf Aktien gering.“ Unabhängig von der schwierigen geopolitischen Situation verlaufe die Quartalssaison nicht rund.

„Die Kapitalmärkte befinden sich im Risk-off-Modus“, bemerkt Claudia Windt. Eine Erholung zurück bis in den Bereich von 10.000 Punkten ist für die Helaba-Analystin eher unwahrscheinlich, solange sich die Gewinnentwicklung der Unternehmen nicht verbessert. Auch seien keine zusätzlichen Stimuli vonseiten der EZB zu erwarten. „Es bleibt also nichts weiter übrig, als den Herbst abzuwarten“, urteilt Windt. Dann würden die EZB und US-Notenbank unterschiedliche Richtungen einschlagen.

Der Konjunkturmotor summt

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Halver

Optimistischer gibt sich Robert Halver. Nach Meinung des Baader Bank-Analysten ist die Stimmung an den internationalen Kapitalmärkten deutlich schlechter als die tatsächliche Lage. „Trotz aller Unkenrufe schreitet die weltkonjunkturelle Stabilisierung voran.“ Die US-Wirtschaft nehme an Fahrt auf und auch in China gehe es bergauf. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe befinde sich auf dem höchsten Wert seit zwei Jahren. Dennoch müsse sich der Markt zunächst austoben. „Unter dem Strich sind zwischenzeitliche Konsolidierungen des DAX Richtung 9.000 Punkte einzukalkulieren.“

Sanktionen kaum spürbar

Die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland auf die deutsche Wirtschaft hält Windt im Übrigen für überschaubar. Die Exporte nach Russland seien seit geraumer Zeit rückläufig und würden nur noch einen Anteil von 2,8 Prozent der Gesamtausfuhren aus der Bundesrepublik ausmachen. „2013 lag dieser Wert noch bei 3,3 Prozent.“ Die wettbewerbsstarke deutsche Exportindustrie habe diese Rückgänge im Übrigen mit Lieferungen in andere Länder teilweise ausgleichen können. Merkliche negative Folgen für die hiesige Konjunktur sieht Windt erst, sollte es im Zuge einer fortschreitenden Sanktionsspirale zu einem deutlichen Anstieg der Energiepreise kommen.

DAX ausgebremst

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Wenner

Die technischen Charts geben laut Franz-Georg Wenner zufolge derzeit kaum Antworten darauf, ob der DAX nur kurzfristig oder auf längere Sicht in einen Abwärtstrend eingetaucht ist. „In hochvolatilen Marktphasen wie diesen lässt die Bedeutung von charttechnischen Handelsmarken eher nach“, erklärt der Betreiber von chartanalysen.de. Aktuell würden die Kurse von Nachrichten bewegt. „Und hier kann niemand vorhersagen, wie sich die Lage in der Ukraine, Libyen, dem Nahen Osten und Argentinien entwickeln wird.“ Zudem überraschten die Unternehmen derzeit mit ihren Bilanzen sowohl auf der positiven als auch auf der negativen Seite.

Mittelfristig erkennt Wenner jedenfalls deutliche Bremsspuren. Bleibe eine Stabilisierung im Bereich der 200-Tage-Linie aus, stelle der Kursbereich um 8.950 bzw. 9.000 DAX-Punkte die nächste Zielmarke auf der Unterseite dar.“ Erst wenn auch diese Marken per Wochenschluss unterboten würden, springe die mittel- bis langfristige Börsenampel auf Rot. Für diesen Kurs spreche die negative Divergenz im MACD. „Während der DAX in den vergangenen Monaten neue Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt.“

Einen ersten Hoffnungsschimmer biete die kurzfristig überverkaufte Lage im DSS Bressert. „Allerdings kann der Signalgeber durchaus über mehrere Wochen im unteren Extrembereich verlaufen.“ DSS Bressert steht für Double-Smoothed Stochastic nach Walter Bressert. Dieser doppelt geglättete Indikator soll Kauf- und Verkaufssignale geben.Weitere Rücksetzer drohen

Ulrich Wortberg von der Helaba spricht von der Etablierung eines kurzfristigen Abwärtstrendkanals im DAX. Die Widerstandslinie bewege sich um 9.725 Punkte. In Verbindung mit dem Fall unter die 100- und 200-Tagelinie steige damit die Wahrscheinlichkeit weiterer Verluste. Die Indikatoren im Tageschart mahnten ebenfalls zur Vorsicht. „MACD und Stochastic richten sich bei steigenden DAX-Werten unterhalb ihrer Signallinien gen Süden.“ Die nächste wichtige Zielmarke liege bei 9.166 Punkten.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Mit BMW, Allianz, der Commerzbank und Deutsche Post öffnen weitere deutsche Schwergewichte in dieser Woche ihre Bücher. Aus der zweiten Reihe kommen unter anderem Zahlen von Axel Springer, Hannover Rück, Fraport und Pfeiffer Vacuum.

Dienstag, 4. August

  • 10.30 Uhr. Großbritannien: PMI Dienstleistung Juli. Vertrauensumfragen aus dem Dienstleistungsbereich stehen in dieser Woche im Mittelpunkt. In Großbritannien rechnet die HSBC mit einem Anstieg des Einkaufsmanagerindex (PMI) von einem ohnehin schon hohen Niveau auf 57,9 Punkte. Der Konsens liegt bei 58 Punkten.
  • 16.00 Uhr. USA: ISM Dienstleistung Juli. Auch im US-Servicesektor scheint der Start in das dritte Quartal mit einem von der HSBC prognostizierten Anstieg von 56,0 auf 57,0 Punkte gelungen zu sein. Mit durchschnittlich 56,4 rechnet die Mehrheit der Analysten.

Mittwoch, 5. August

  • 10.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie Juni. Die DekaBank erwartet, dass mit den Daten zu den Auftragseingängen, der Produktion und dem Außenhandel ein trauriges Quartal ein versöhnliches Ende findet. Nach vorgezogenen Bauprojekten durch den warmen Winter kehre das produzierende Gewerbe wieder zur Normalität zurück. Der Rückschlag von -1,7 Prozent im Mai wird nach Einschätzung der Analysten von einem Anstieg des Auftragsvolumens um 0,9 Prozent abgelöst.

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von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 4. August 2014