Wochenausblick: Hoffen auf die zweite Halbzeit

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30. Juni 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass in den beiden Rallye-Jahren 2012 und 2013 die Kurszuwächse in der ersten Jahreshälfte auch nicht besonders hoch waren und der DAX erst in der zweiten Halbzeit Fahrt aufnahm, mag Anleger trösten. Seit Anfang dieses Jahres kommt der Index bislang nämlich nur auf ein mageres Plus von 2,8 Prozent.

Doch auch in den kommenden Wochen ist ein Höhenflug nach Ansicht vieler Charttechniker eher unwahrscheinlich: „Die letzten Handelstage haben deutliche Spuren im Chartbild des DAX hinterlassen“, erklärt Christian Schmidt von der Helaba. Dem Index sei es nicht mehr gelungen, sich deutlicher nach oben abzusetzen, auch das Allzeithoch von 10.050 Zählern sei von einer sehr negativen Tageskerze begleitet worden, der Tagesschlusskurs habe also deutlich unter dem Eingangskurs gelegen. „In der Folge wurde eine Wendeformation ausgebildet und im Anschluss die große Konsolidierung nach unten aufgelöst.“ Kurzfristig sei der DAX überverkauft, wodurch eine temporäre Erholung möglich sei. „Grundsätzlich muss aber mit einer Ausdehnung der laufenden Abwärtsbewegung gerechnet werden.“ Es seien weitere Kursverluste zu erwarten.

Erst nach oben, dann nach unten

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Geyer

Auch Christoph Geyer von der Commerzbank geht von einer kurzfristigen Aufwärtsbewegung aus, die einen Teil der jüngsten Verluste wettmachen könnte. „Der alte Widerstandsbereich zwischen 9.800 und 9.700 Punkten gewinnt beim DAX eine immer größere Bedeutung.“ Die jüngste Korrekturbewegung habe den Index zwar in diesen Bereich zurückgeführt, die Zone sei am selben Handelstag aber wieder nach oben verlassen worden. „Damit haben die Marktteilnehmer erneut gezeigt, dass noch genügend Interesse vorhanden ist einzusteigen.“ Allerdings sollten die Divergenzen bei den Indikatoren nicht übersehen werden. „In den kommenden Wochen dürfte, auch wenn kurzfristig eine erneute Anstiegsbewegung möglich ist, eine ausgeprägtere Korrekturbewegung anstehen.“

9.800 Punkte für Sommer-Rallye nötig

Optimistischer sind die Analysten von BNP Paribas: „Der DAX war Ende Mai über das Hoch einer viermonatigen Seitwärtsphase bei 9.800 ausgebrochen. Dies muss nun bestätigt werden, um eine Sommer-Rallye auszulösen.“ Die Tageskerzenkombination von Donnerstag und Freitag sei positiv zu werten. Der DAX sei am heutigen Montag somit im besten Fall auf dem direkten Weg zu 9.890/9.900 und 9.940 Punkten. „Unter 9.785 ändert sich die Einschätzung. Dann ist mit einem Tief bei 9.750 zu rechnen, gegebenenfalls auch mit 9.625.“ Nach einem Minus von 1,7 Prozent auf 9.815,17 Punkte in der vergangenen Woche notiert der DAX am Montagmorgen bei 9.870 Zählern wieder leicht im Plus.

Kein Kurseinbruch

Auch aus fundamentaler Sicht spricht einiges gegen kurzfristig hohe Gewinne. Laut Andreas Hürkamp von der Commerzbank dürften die Kursschwankungen am deutschen Aktienmarkt im dritten Quartal zunehmen, als Grund nennt der Analyst das Zurückfahren der expansiven Geldpolitik durch die US-Notenbank. „Eine größere Korrektur des DAX ist jedoch unwahrscheinlich, da die Dividendenrendite der DAX-Unternehmen mit 2,9 Prozent mittlerweile 90 Basispunkte über der Rendite von BBB-Unternehmensanleihen liegt.“ Dank der expansiven EZB-Politik bleibe der DAX ein Gewinner der selektiven Vermögenspreisinflation. „Nach einer Verschnaufpause im dritten Quartal sollte der Index im vierten Quartal seinen Aufwärtstrend fortsetzen.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftszahlen

Höhepunkte dieser Woche sind Zahlen aus den USA. Zwar steht hierzulande eine weitere Sitzung der EZB an, nach der Bekanntgabe umfangreicher Maßnahmen auf der letzten Sitzung wird diesmal aber mit keinen Neuigkeiten gerechnet. Am Freitag bleiben die US-Märkte aufgrund des „Independence Day“ übrigens geschlossen.

Dienstag, 1. Juli. 9.55 Uhr.

  • Deutschland: Arbeitslosenzahlen Juni. Nach Einschätzung der Postbank ist es erstmals nach sechs Rückgängen wieder zu einem Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl gekommen. Dies liege auch an der aufgrund des milden Wetters ungewöhnlich guten Beschäftigungsentwicklung im Winter. Wegen der insgesamt intakten Konjunkturerholung in Deutschland werde die Arbeitslosigkeit im Trend aber weiter nachgeben, die Arbeitslosenquote werde voraussichtlich bei 6,7 Prozent stagnieren.
  • 16.00 Uhr. USA: ISM-Index Verarbeitendes Gewerbe Juni. Nach dem überraschenden Anstieg auf 55,4 Punkte im Mai deuten laut Helaba für den Juni die regionalen Stimmungsbarometer nochmals auf einen leichten Anstieg hin, die Analysten rechnen mit 56,0 Punkten. Außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes sei eine leichte Korrektur wahrscheinlich. Die Analysten räumen ein, dass sie die Dynamik der US-Wirtschaft im Frühjahr und Sommer derzeit sogar noch unterschätzen könnten – obwohl sie mit Jahresraten von über 4 Prozent im zweiten und rund 3,5 Prozent im dritten Quartal rechneten.

Donnerstag, 3. Juli

  • 14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Juni. Die Commerzbank erwartet vor dem Hintergrund der stärkeren konjunkturellen Dynamik einen leicht überdurchschnittlichen Juni-Bericht mit einem Stellenplus von 220.000 und einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 6,3 auf 6,2 Prozent. Dafür sprächen auch die im zweiten Quartal spürbar höheren Investitionen der US-Unternehmen.

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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 30. Juni 2014