Marktstimmung: Erhöhte Gefahr von Kapitulationskäufen

Zusammenfassung

Auch der weitere Anstieg des DAX – es handelt sich im wöchentlichen Vergleich um den vierten Kursgewinn hintereinander – hat die meisten Börsianer offensichtlich kalt gelassen. Und das, obwohl das Börsenbarometer vom tiefsten Punkt dieses Jahres, der im Januar gestreift wurde, bis zum jetzigen neuen Allzeithoch rund 1600 Zähler bzw. rund 17 Prozent an Wert gewonnen hat. Vor allem die institutionellen Anleger bleiben weiterhin risikoavers, wobei sowohl die Gruppe der Optimisten als auch die der Pessimisten bei der jüngsten Sentiment-Erhebung um jeweils drei Prozentpunkte (35 vs. 44 Prozent) zulegen konnten. Damit bleibt nicht nur der Bias der Vorwoche, sondern auch das Reservoir an kaufwilligen Akteuren – allerdings nur zu deutlich niedrigeren Preisen – erhalten.

Die privaten Anleger zeigen indes etwas weniger Risikoaversion, aber per Saldo behält der Anteil der Bären mit 41 Prozent aller Befragten gegenüber den Optimisten (37 Prozent) immer noch leicht die Oberhand.

  • Profis: -9 Punkte ( -9 Punkt)
  • Private: – 4 Punkte (-10Punkte)

 

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Goldberg

4. Februar 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nun scheint ein weiteres wichtiges Ereignis samt seinen Folgen von den Börsianern gut verdaut worden zu sein. Die Rede ist von der Griechenlandwahl und dem damit verbundenen Linksruck des Landes am vorvergangenen Sonntag. Und obwohl sich die Gespräche zwischen Griechenland und seinen internationalen Kreditgebern schwierig gestalten, kann man, sofern man den Kommentatoren Glauben schenken möchte, dennoch den Eindruck einer gewissen Kompromissbereitschaft bei beiden Parteien gewinnen. Zumindest wurde dies als eine der Erklärungen dafür angeführt, dass der DAX gestern mit 10.984 Zählern abermals ein neues Allzeithoch markieren konnte. Damit ergibt sich seit unserer jüngsten Stimmungserhebung vor einer Woche zum vierten Mal in Folge ein Kursgewinn für das Börsenbarometer – in diesem Fall in Höhe von 2,1 Prozent. Trotz dieser Kursrallye wirken die mittelfristig orientierten institutionellen Marktteilnehmer wie gelähmt. Denn die bereits leicht pessimistische Stimmung hat sich im Vergleich zur Vorwoche nur insofern verändert, als die Polarisierung zwischen Bullen und Bären gewachsen ist. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index liegt damit weiterhin bei einem Wert von -9.

Nun könnte man mit Fug und Recht argumentieren, dass die Griechenland-Krise noch längst nicht überstanden sei und man durchaus noch mit negativen Überraschungen zu rechnen habe,  weshalb jeder sofort nachvollziehen könne, wenn die Neigung zu größeren bullishen Engagements angesichts der damit verbundenen Risikoaversion der Akteure derzeit nicht allzu groß ausfalle. Wir vermuten jedoch, dass in erster Linie die Kursentwicklung des DAX mit immer neuen Allzeithochs die institutionellen Akteure daran hindert, jetzt noch einzusteigen. Denn einer solchen Entscheidung stünde nicht nur die Aversion, entgangene Gewinne realisieren zu müssen, entgegen, sondern auch die drohende Gefahr einer späten Reue, womöglich am Extrempunkt des vorherrschenden Aufwärtstrends eingestiegen zu sein.

Privatanleger etwas mutiger

Bei den Privatanlegern zeigt das Ergebnis der heutigen Stimmungserhebung eine ähnliche Tendenz, obwohl wir dort ein paar mutige Börsianer vorgefunden haben, die sich per Saldo vom Pessimismus abgekehrt und ins Bullenlager gewechselt haben. Dies hat dem Börse Frankfurt Sentiment-Index zu einer leichten Erholung verholfen, wobei sich der Wert von -4 (Vorwoche -10) natürlich immer noch in negativem Stimmungsterritorium aufhält.

Seine jüngste Entwicklung legt den Schluss nahe, dass der DAX trotz der Weigerung vieler einheimischer institutioneller Akteure, in dieser Phase des Aufwärtstrends noch einzusteigen, offenbar vom Zufluss langfristigem, ausländischem Kapitals profitiert haben muss. Dafür spricht auch die jüngste Erholung des Euro gegenüber dem US-Dollar. Mit der heutigen Stimmungserhebung hat sich der in der Vorwoche festgestellte Bias nicht abbauen können. Mit anderen Worten: Mehrheitlich schiefliegende Marktteilnehmer warten immer noch auf eine deutliche Korrektur des DAX, die nun aber eine Größenordnung von 6 bis 7 Prozent erreichen müsste, um einen Einstieg im Vergleich zu den bislang entgangenen Kursgewinnen halbwegs erträglich zu machen. Gleichzeitig hat sich jedoch die Gefahr einer Kapitulation und damit – im Rahmen einer so genannten Short-squeeze – möglicherweise einhergehen Panikkäufen noch einmal erhöht. So oder so – Insgesamt bleibt der DAX im größeren Bild trotz eines Rückschlagpotenzials gut unterstützt.

  • 11.15 Uhr auf n-tv
  • 14.10 / 18.05 Uhr auf DAF

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 4. Februar 2015

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.

Börse Frankfurt Sentiment-Index
dax+sentiment+20150204+544+148
Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Investoren

Institutionelle Anleger

   Bullish Bearish  Neutral
Total  35%  44%  21%
ggü. letzter Erhebung  +3%  +3%  -6%

 

 

  • DAX (4. Februar): 10.870 (+2,06%)
  • Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -9 Punkte ( -9 Punkt)

Private Anleger

  Bullish Bearish  Neutral
 Total  37%  41%  22%
ggü. letzter Erhebung  +3%  -3%  +0%

 

 

  • DAX (4. Februar): 10.870 (+2,06%)
  • Börse Frankfurt Sentiment-Index private Anleger: -4 Punkte (-10 Punkte)