16. Oktober 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit der Rekordjagd des DAX am gestrigen Dienstag hat sich das Chartbild für das deutsche Börsenbarometer nochmals verbessert. „Neue Hochs haben grundsätzlich, der Theorie des ungarischen Tänzers Darvas folgend, einen prozyklischen Charakter“, bemerkt Christian Schmidt von der Helaba. Die Regel laute, dass auf neue Hochs weitere neue Hochs folgten – zumindest sei die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch. „Allerdings wurde das aktuelle Hoch des DAX von einigen nicht idealtypischen Faktoren begleitet.“ Etwa falle die Bewegungsdynamik, gemessen am ADX, mit 15,78 Punkten alles andere als gut aus. Außerdem hätten die Handelsumsätze auf dem Weg nach oben nicht merklich zugelegt. ADX steht für Average Directional Movement Index, ein Indikator für die Trendstärke.
„Hinzu kommt die Tatsache, dass vereinzelt negative Divergenzen bei Oszillatoren ausgebildet wurden, die ebenfalls zur Vorsicht mahnen.“ Auch neigten Märkte dazu, steile Bewegungen schneller zu korrigieren. „Zweifelsohne verläuft der DAX-Anstieg derzeit recht steil.“ Etwas Raum für weitere Kursgewinne sei noch vorhanden, die nächsten Orientierungsmarken lägen bei 8.883, 8.906 und 8.930 Zählern. Auf der Unterseite finde sich eine erste tragfähige Unterstützung bei 8.670 Punkten.
Potenzial bis 9.330 Punkte
Henke
„Charttechnisch ist das deutsche Börsenbarometer auf Tagesbasis aus einer Flaggenformation nach oben ausgebrochen“, erläutert Christian Henke, der jetzt für IG Markets in Düsseldorf arbeitet. Aus der Höhe der sogenannten Fortsetzungsformation errechne sich ein Kurspotenzial von 9.330 Punkten. Zuerst werde es aber wohl in Richtung 8.950 Punkten gehen. „Anschließend dürfte die psychologisch wichtige Marke bei 9.000 Punkten in den Fokus rücken.“
Allerdings spricht auch Henke von einer „gewissen Übertreibung“ beim DAX. „Eine kurzfristige Korrektur wäre kein Beinbruch. Die Reihe aus den Verlaufshochs bei 8.755/8.772 Punkten fungiert als Unterstützung.“ Dann folge der Bereich bei 8.558 Punkten, der oberen Begrenzung der ehemaligen Schiebezone, die nach unten durch die sehr markante Trendgerade bei 8.132/8.150 Punkten begrenzt worden sei.
Fehlausbruch nicht ausgeschlossen
Geyer
„Der Ausbruch aus dem Seitwärtstrend stellt ein positives Signal dar“, bemerkt auch Christoph Geyer von der Commerzbank. Die Indikatoren widersprächen sich allerdings bereits wieder, wobei dem Stochastik-Indikator jetzt weniger Bedeutung eingeräumt werde dürfe als dem MACD, der ein Kaufsignal generiert habe. „Lediglich die fehlenden Umsätze zeigen derzeit noch die mangelnde Akzeptanz der Marktteilnehmer an.“ Weitere Höchststände in den kommenden Tagen seien aber dennoch zu erwarten. „Bei aller Euphorie sollte aber die Möglichkeit eines „false breakout“, also eines schnellen Zurücklaufens in den Seitwärtstrend, nicht außer Acht gelassen werden.“
Profis beginnen zu zweifeln
Während der Optimismus der Privatanlegern nochmals gestiegen ist, sind institutionelle Anleger etwas skeptischer geworden, wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt zeigt: Im Vergleich zur Vorwoche sinkt der Bull/Bear-Index der Profis von 58,9 auf 55 Punkte. Immerhin 6 Prozent der Befragten sind ins Bärenlager übergelaufen, die meisten von ihnen waren vorher neutral eingestellt. Mit 43 Prozent haben die Optimisten aber immer noch Oberhand, die Pessimisten machen 34 Prozent, die neutral gestimmten 23 Prozent aus.
Der Bull/Bear-Index der Privatanleger steigt unterdessen von 58,9 auf 62,1 Punkte. 55 Prozent der Befragten sind positiv gestimmt. Der Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 16. Oktober 2013