Wochenausblick: Terrorangst bremst

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16. November 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach den Terroranschlägen von Paris ist auch an den Kapitalmärkten erst einmal Sicherheit Thema Nummer eins, Asiens Börsen reagierten bereits mit Verlusten. Der DAX notiert am Montagmorgen bei 10.700 Punkten allerdings nahezu unverändert.

„Es muss aber damit gerechnet werden, dass die Risikoaversion angesichts der sich abzeichnenden, weltweiten Bedrohungslage wieder deutlich zunehmen wird“, kommentiert Christian Schmidt von der Helaba. Ohnehin sei bereits sehr viel positive Erwartung vom Markt eingepreist worden.

Laut Christoph Geyer von der Commerzbank kam die Korrekturbewegung bereits vergangene Woche in Gang und werde auch in der neuen Woche die Marktteilnehmer beschäftigen. „Durch die schrecklichen Ereignisse in Paris wird sich die Korrektur verschärfen.“ Der DAX hatte bereits in der Vorwoche einen Verlust von 2,54 Prozent hinnehmen müssen, für den Dow Jones ergab sich auf Wochensicht sogar ein Minus von 3,7 Prozent. Harald Weygand von Godmode-Trader  würde es unterdessen nicht wundern, wenn die Märkte nach den Geschehnissen in Paris scheinbar paradoxerweise zulegten. „Schon die Terroranschläge in Spanien und London beeindruckten die Märkte nicht mehr, sie erholten sich schnell und stiegen.“

Laut LBBW hat zuletzt das Bangen um die weltweite Konjunkturentwicklung und die Ungewissheit über die seit Monaten erwartete US-Leitzinswende für Zurückhaltung gesorgt. Darüber hinaus seien aber auch von der europäischen Berichtssaison kaum Impulse gekommen. Einerseits hätten positive Gewinnüberraschungen überwogen, andererseits hätten sich die guten und schlechten Ausblicke lediglich die Waage gehalten. „Die Bäume dürften deshalb an den Börsen nicht mehr in den Himmel wachsen.“ Den DAX sieht die Bank Ende dieses Jahres bei 11.000 Punkten, Ende des kommenden Jahres aber bei 12.000 Zählern.

Charttechnik: Unterstützungen müssen halten

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Szola

Aus technischer Sicht könnte sich laut Dirk Oppermann von der DZ Bank nach dem nachhaltigen Bruch der charttechnischen Unterstützung um 10.730 Punkte die Konsolidierungsbewegung auf der Kursebene in Richtung 10.515/10.400 ausweiten. „Jegliches Kursgeschehen, dass oberhalb dieser Zone verbleibt, ist im Hinblick auf die Wiederaufnahme einer saisonal abzuleitenden Jahresendrallye noch günstig zu interpretieren“, erklärt der Charttechniker.

Karen Szola zufolge hat sich der DAX nach dem Allzeithoch bei 12.390 Punkten vom April konsolidierend im Rahmen eines Abwärtstrendkanals bewegt, der in den Sommermonaten sogar nach unten verlassen worden sei. „Allerdings bildete der DAX in dieser Zeit mit den Tiefs um 9.400 Zählern eine inverse, also bullishe Kopf-Schulter-Formation aus, die mit dem Sprung über die sogenannte Nackenlinie um 10.400 Zähler positiv nach oben aufgelöst wurde“, erklärt die technische Analystin von Euro am Sonntag und Börse Online. Aus den Formationen lasse sich ein Kursziel bei etwa 11.400/11.500 Punkten ableiten. „Damit wäre nicht nur der 200-Tage-Durchschnitt signifikant zurückerobert, sondern auch der momentan noch gebrochene langfristige Aufwärtstrend aus 2012.“ Sei das neue Niveau erklommen, könne der DAX dann endlich die Jahresendrallye starten und seine bisherige Rekordmarke nochmals anlaufen oder gar übertrumpfen.

Aktuell kämpfe der Index mit der massiven Widerstandszone um 10.800/11.000 Punkten, die sich aus diversen Einzelhürden zusammensetzte. „Aus Sicht der technischen Indikatoren wird demnächst ein neuer Ausbruchsversuch über dieses Bollwerk starten.“ Zuvor könne noch die am 23. Oktober gerissene Kurslücke zwischen 10.508 und 10.586 Zähler angesteuert und damit geschlossen werden. Weitere Rückgänge seien aufgrund des starken Supports um 10.400/10.500 Punkte weniger wahrscheinlich.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

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Weygand

Dienstag, 17. November

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen November. Nach sieben Rückgängen in Folge dürfte der ZEW-Index nach Ansicht der Commerzbank wieder von 1,9 auf 10 zulegen. Vor dem Hintergrund der Probleme in den Emerging Markets sei das auf den ersten Blick überraschend, vielleicht schätzten einige der Befragten die aktuelle Lage aber inzwischen so negativ ein, dass es nur noch besser werden könne.

14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Oktober. Nach dem starken US-Arbeitsmarktbericht gibt es nach Einschätzung der DekaBank nur noch wenige Makrodaten, die ein erneutes Ausbleiben einer baldigen US-Leitzinswende verursachen könnten, darunter die Verbraucherpreise. Die Analysten rechnen mit einem kleinen Anstieg von 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat bei den Verbraucherpreisen insgesamt und der Kernrate, nach -0,2 und +0,2 Prozent im Vormonat.

Alle relevanten Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 16. November 2015