12. August 2015. Frankfurt (Börse Frankfurt). Von Sommerloch ist derzeit wenig zu spüren, Händler berichten von ansehnlichen Geschäften mit Zertifikaten. „Wir verbuchen derzeit teilweise so viel Umsätze wie an starken Januartagen“, meldet Christian Glaser von der BNP Paribas. „Die Themen gehen uns nicht aus.“ Bis vor zwei Tagen habe noch Öl und die wechselhafte Beziehung zwischen Franken und Euro die Anlegergemüter bewegt. Nun stünden die überraschenden Abwertungen des Renmimbi gegenüber dem US-Dollar im Vordergrund. Mit der erneuten Wertminderung der chinesischen Landeswährung um 1,6 Prozent in der vergangenen Nacht seien Investoren abermals auf dem falschen Fuß erwischt worden. Diese Entwicklung habe gar ein Angstzucken bei Gold ausgelöst. „Das haben wir lange nicht gesehen.“
„Seitdem die Griechenland-Debatte zunächst vom Tisch ist, rücken andere Fragen nach vorn“, berichtet auch Atakan Sahin von der ICF Bank, der von sehr guten Geschäften für diese Jahreszeit spricht. Wie so häufig stünden DAX-Produkte auf der Beliebtheitsskala ganz oben. Die jüngsten Interventionen der chinesischen Zentralbank sieht Sahin für hiesige exportorientierte Unternehmen kritisch, da sie die Produkte in China verteuerten. Die Industrie befürchte Einbußen unter anderem bei Investitionsgütern und im Automobilsektor.
DAX am liebsten mit Hebel
Sahin
Die Volatilität am deutschen Aktienmarkt lockt dem Händler zufolge kurzfristig orientierte Anleger in Hebelprodukte. Zuspruch habe es beispielsweise für 12x Long Faktor-Zertifikate auf den DAX (WKN VZ6L12, VZ9L12) gegeben. Steigende und fallende DAX-Kurse werden dabei zwölffach angerechnet. Sahin meldet zudem Nachfrage nach einem 12x Long Faktor-Zertifikat (WKN VZ8L12), wobei Anleger ausgehend vom Emissionspreis auf eine negative Entwicklung beim deutschen Bluechip-Index setzen.
„DAX-Produkte wurden von unseren Kunden je nach Marktlage rauf- und runtergehandelt“, beschreibt Glaser. Bis vor etwa zwei Wochen hätten Anleger tendenziell steigende DAX-Notierungen erwartet. „Seitdem stehen Short-Produkte im Vordergrund.“
Auch bei der Börse Frankfurt belegen Faktor-Zertifikate auf den DAX vordere Plätze in der Umsatzstatistik, mit dabei ein 8x Faktor Long- (WKN CZ6LKX) und ein 4x Faktor Long-Zertifikat (WKN CZ24ZM).
Ölentwicklung unklar
Beide Seiten gespielt werden Glaser zufolge im Handel mit Ölprodukten. Etwa lande ein Knock-out-Schein (WKN BN284H) ohne Laufzeitbegrenzung auf das Nordseeöl Brent mit einer Knock-out-Schwelle von 47,53 US-Dollar verstärkt in den Anlegerdepots. Falls der Brent-Preis zu irgendeinem Zeitpunkt diese Schwelle berührt oder unterschreitet, verfällt das Wertpapier. Aktuell kostet ein Barrel Brent 49,86 US-Dollar. Ebenso setzten Investoren auf ein Knock-out-Schein auf WTI (WKN PS09BE) mit einer Knock-out-Schwelle von 42,33 US-Dollar. Die US-Ölsorte ist derzeit für 44,11 US-Dollar zu haben. Innerhalb eines Monats fiel Brent von knapp 60 auf knapp 50 US-Dollar pro Barrel. „Viele Anleger sehen auf diesem Niveau einen günstigen Einstieg“, urteilt Glaser.
„Öl ist ein beliebtes Thema“, bestätigt Sahin. Die ICF-Kunden seien ebenfalls geteilter Meinung hinsichtlich der Aussichten für das schwarze Gold. Ein Faktor 10x Long Zertifikat auf Brent (WKN TD90LL) käme ebenso gut an wie ein Faktor 10x Short Zertifikat auf das Nordsee-Öl (WKN TD90LS).
Google und BASF gefragt
Glaser
Die angekündigte Umbenennung der Google-Holding in Alphabet hat laut Glaser die Nachfrage nach einem Knock-out-Produkt auf die Aktie des Unternehmens (WKN PS7S64) mit einer Knock-out-Schwelle von 613,59 US-Dollar beflügelt. Der aktuelle Kurs liegt bei 660,78 US-Dollar.
Bei Sahin gehört ein Knock-out-Schein auf BASF (WKN PA86DU) zu den regen gehandelten Werten. „Trotz gemischter Ergebnisse rechnen Anleger offenbar mit guten Zuwächsen.“
Kapitalschutz Light bevorzugt
Trotz leichtem Zuwachs bei Helbelprodukten dominieren am hiesigen Zertifikate-Markt indes Anlageprodukte mit einem Anteil von 96,8 Prozent das Geschehen, wie der Deutsche Derivate Verband mit Veröffentlichung der Maizahlen berichtet. Gut die Hälfte des Marktvolumens im Anlagebereich entfielen auf Produkte mit vollständigem oder teilweisem Kapitalschutz. Allerdings sei der gänzliche Kapitalschutz rückläufig.
Zugelegt hätten Aktienanleihen, die auf einen Anteil von 12,3 Prozent bei den Anlageprodukten kämen. Express-Zertifikate machten 8,5 Prozent aus, 7,9 Prozent der Anlegergelder seien in Bonitätsanleihen investiert, Discount-Zertifikate erreichten 7,4 Prozent während Index- und Partizipations-Zertifikate mit 6,8 Prozent zu Buche stünden. Um 4,9 Prozent hätten Outperformance- und Sprint-Zertifikate ihr Volumen überdurchschnittlich erhöht. Allerdings entfalle mit 105,5 Millionen nur ein sehr geringer Anteil der Anlageprodukte auf dieses Segment und spiele für die Gesamtentwicklung kaum eine Rolle.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 12. August 2015